Flug nach EDOV Stendal

Welch fabelhaftes Wetter sich uns heute geboten hat, das muss einfach zum Fliegen genutzt werden! Zwar war gestern bereits ähnlich schönes Wetter, doch bot sich heute die erste Gelegenheit, mal wieder in die Luft zu gehen.

Nachdem wir in den letzten drei Unterrichtseinheiten den Fokus auf Platzrunden und Landeübungen gesetzt haben, galt es dieses mal wieder einen Überlandflug zu absolvieren. Das Wetter hat geradezu eingeladen, sich in den Äther zu schwingen und die atemberaubende Aussicht zu genießen. Der GAFOR-Bericht für Magdeburg und Umgebung prognostizierte “Charlie, Charlie, Charlie” das bedeutet: beste Sichtverhältnisse. Auch der Wind zeigte sich mit seinen 6 Knoten (ca 11 km/h) sehr flugfreundlich. Was will man mehr?

Den Flugplatz EDOV Stendal habe ich bisher selbst noch nie angeflogen oder gesehen. Doch war die Navigation dorthin auch kein Problem. Im Flieger einen Blick auf die Karte geworfen, konnte man sich schnell genügend Navigationshilfen zusammensuchen. Die Piste 09 war aktiv das heißt nach dem Start eine Linkskurve fliegen und ab Richtung Norden – Kompasskurs so ungefähr 0 – 10° Zur Navigation diente bei diesem Überlandflug ohnehin weniger der Kompass als die Zahlreichen Landmarken die – als wären sie allein dafür geschaffen – nahezu perfekt eine Gerade zwischen Magdeburg und Stendal beschreiben. Da wäre zunächst die Elbe, die man überquert und der man folgt bis man auf die Bahnstrecke stößt. Diese führt einen praktisch linear nach Stendal. Zur Orientierung helfen dabei auch verschiedene Windparks, alle in der Karte eingezeichnet. Hat man den letzten Windpark markiert, macht die Bahnstrecke einen leichten Knick in westliche Richtung. Das ignoriert man getrost und fliegt weiter geradeaus, bis man die Umgebungsstraße um Stendal auffindet. Dieser folgt man und hat anschließend die Piste 26 genau vor sich.

Ungefähr so einfach, wie die Beschreibung klingt war auch der Flugverlauf. Man hatte genügend Zeit sich an der Ladschaft zu freuen. Erst die Stadt Magdeburg, dann die weite grünende Landschaft, die Wälder. Ein Abriss des Frühlings tat sich mir auf, wie ich es zuvor noch nie erleben konnte. Es ist schon eine unbeschreibliche Erfahrung und umso bedauerlicher, dass ich es noch immer in keinem Foto einfangen konnte. Dazu fehlt es mir jedoch im Moment noch an Erfahrung. Ich freue mich jetzt schon auf die Zeit, in der ich die Galerie reich befüllen kann mit Bildern aus 2000 Fuß Höhe. Doch wird wohl kaum ein Foto darstellen können, welche Gefühle und welche breite Masse an eindrücken einem in diesem Moment durchfahren. Soetwas muss man selbst erlebt haben, selbst gespürt.

Bereits auf dem Weg nach Stendal haben wir die Frequenz des Platzes abgehört um die aktuelle Situation abschätzen zu können. Stendal hat eine Beton und eine Graspiste mit der Ausrichtung 08/26 das bedeutet: Die Start und Landebahnen laufen entweder in Richtung Ost (08) oder in Richtung West (26) Die Bezifferung hat also keine Bedeutung im Sinne eines Index sondern beinhaltet den Kompasskurs, in welche die Bahn gerichtet ist, auf 10° gerundet. Die Piste 26 verläuft also in 260°, westlicher Richtung. Über Funk erfahren wir anhand der Start und Landemeldungen, dass eben diese Piste aktiv ist. Eine kleine Herausforderung verbirgt sich dabei für den landenden Verkehr: Die Piste ist abschüssig. Das bedeutet, dass man beim Landen einen längeren Weg einplanen muss, da sich der Höhenunterschied zwischen Flugzeug und Bahn beim Landen langsamer ändert, als bei einer ebenen Bahn. Hingegen beim Starten ergibt sich daraus der Vorteil, einen Schnellen Höhengewinn erzielen zu können. Weiterhin lässt sich aus den zahlreichen Funkmeldungen erahnen, dass wir in Stendal auf ein hohes Verkehrsaufkommen stoßen werden. Bei dem Wetter kaum ein Wunder.

Angekommen in Stendal – nach einem 30 Minütigem Flug – ergibt sich dann wirklich die Situation, dass gerade zu unserer Ankunft Fallschirmspringer abgeworfen werden. Um nicht zu riskieren dass uns so einer vor den Propeller kommt, müssen wir also ein paar Vollkreise drehen, bis wir die Meldung über Funk hören, dass alle Springer am Boden angekommen sind. So also begeben wir uns nach ca 5 Minuten warten in die Platzrunde und Landen auf der Betonpiste. Auch darin barg sich eine neue Erfahrung für mich. Ich bin bereits auf Asphalt und Gras gelandet – auf Beton jedoch noch nicht. Die Unterschiede zwischen Asphalt und Beton sind jedoch minimal. Nur muss man beim rollen aufpassen, speziell bei Kurven die einzelnen Kanten im stumpfen Winkel zu passieren um zu vermeiden, dass der Propeller am Boden aufschlägt. Allgemein ist es lohnenswert Kollisionen des Propellers mit Böden und so ziemlich allem zu vermeiden.

Direkt nach der Landung ging es dann zum Tower um dort die Landegebühr zu zahlen. Ich selbst war vorher noch nie in einem Tower eines Verkehrslandeplatzes. In Magdeburg werden meine Landegebühren direkt von der Flugschule getragen, außerdem ist der Tower dort nur selten in Betrieb, die Flugplatzleitung ist in einer Konstruktion am Boden ansässig, von der aus sie ebenfalls einen guten Überblick über den Platz und den Luftraum hat. In Burg und Mühlingen fielen keine Gebühren an, die Ansässigen Platzleiter dort waren ehemalige Flugschüler meines Fluglehrers. Heute aber habe ich das erste mal die Stufen eines Towers bestiegen um die Landegebühr zu bezahlen. Eine schöne Aussicht hat man vom Tower, der Fluglotse war auch sehr freundlich, allgemein denke ich dass man sagen kann, dass Flieger unter sich immer einen freundschaftlichen und gelassenen Ton halten. Es verbindet alle Piloten die selbe Leidenschaft, das Fliegen. Und diese Verbundenheit ist auch im gegenseitigen Umgang und im Ausdruck klar zu vernehmen.

Auch dann, wenn einige Fliegerkollegen ein wenig länger für ihren Start brauchen als üblich. So war es nämlich beim Abflug von Stendal, dass vor uns zwei… gemütlichere Piloten am Start waren. Mit dem Flugzeug im Stau stehen, eine interessante Vorstellung. Während die Sonne fröhlich und unbeirrt weiter ins Cockpit brannte, machte die erste Maschine mehrmals die selbe Meldung, stand einen ausgedehnten Augenblick am Rollhalt und nach langer Startstrecke verließ sie dann den Platz. Vor uns war nun noch lediglich eine zwei-propeller Golf-Maschine. Eine Maschine mit ordentlicher Leistung, daher auch die Zuversicht, dass sie schnell den Platz verlassen würde und wir auch bald dran kämen. Hingegen kam es aber so, dass die Golf-Maschine vor uns erst nach dem Start der ersten Maschine mit seinen Vorflugchecks begann. Die Landeklappen und Ruder testete, einen Magnetcheck durchführte. In aller Ruhe – das muss auch so sein. Die Wartezeit zu nutzen, während der erste Flieger schon nicht flog, wäre hingegen die ökonomisch und ökologisch bessere Idee gewesen. Nachdem also auch die zweite Maschine abgeflogen war konnten auch wir – nach ca 20 Minuten wartezeit bei laufendem Motor – zügig starten. Auf nach Magdeburg

Auf dem Rückflug bot es sich an, sich nicht an der Bahnstrecke zu orientieren sondern an dem Fuhrpark nördlich von Magdeburg, der nach ca 5 Minuten Flug in südlicher Richtung in Sicht kam. Nach einer halben knappen halben Stunde kommt dann auch wieder die Elbe in Sichtweite, dessen Verlauf man folgt, bis man den Flugplatz rechts neben sich sieht. Eine weitaus einfachere Navigationsaufgabe, wenngleich auch der Hinweg keine große Herausforderung darstellte.

Bei einer Reisegeschwindigkeit von 140 km/h und inklusive Plauderei mit dem Flugplatzleiter in Stendal waren wir so ca 90 Minuten unterwegs. Ein sehr schöner unproblematischer und lebensbejahender Überlandflug, wie ich ihn bisher noch nicht erleben konnte. Kaum Thermik, kaum Wind, eine wunderschöne Aussicht, ein sehr guter Flug.

Morgen früh um 9:30h werde ich mich – sollte das Wetter mitspielen, wieder den Landeübungen widmen dürfen. Start und Reiseflug sind längst kein Problem mehr, es gilt nun sich den schwierigeren Herausforderungen zu stellen.

Bis dahin einen guten Flug all jenen, die bereits Piloten Sind!
Schmuel

3 Antworten auf „Flug nach EDOV Stendal“

  1. Hihi ich wusste gar nicht, dass es in der Altmark nur eine stendaler “Umgebungsstraße” gibt. Da fällt die Navigation ja wirklich einfach :)#. Spaß. Das klingt auf jeden Fall alles sehr idyllisch. Bald hast Du sicher die notwendige Expertise, um auch freihändig zu fliegen und ein paar fotodokumentarische Bilder aufzunehmen. Ansonsten habe ich ja einen Beifahrersitz bei Dir längst gebucht. Vielleicht ja one-way nach Stendal, geht in jedem Fall schneller als mit dem Auto (also die Flugzeit *räusper*).

    Ja die Checks am Auto dauern bei mir vor jeder Fahrt auch immer sehr lange:
    + Stand des Reinigungsmittels für Scheinbenwischeinrichtung,
    + Stand Kühlflüssigkeit, Ölstand, Stand Bremsflüssigkeit,
    + Batterie
    + Standlicht,
    + Abblendlicht,
    + Fernlicht,
    + Nebelscheinwerfer,
    + Blinker / Warnblinkanlage,
    + Bremslicht,
    + Schlusslicht,
    + Kennzeichenbeleuchtung,
    + Rückfahrscheinwerfer,
    + Rückstrahler,
    + Reifenprofil,
    + Luftdruck,
    + Beschädigungen am Reifen,
    + Lenkspiel,
    + Feststellbremse,
    + Betriebsbremse,
    + Pedalweg,
    + Funktion der Kontrollleuchten im Cockpit.
    Da bin ich ja locker über 20 min. mit beschäftigt. Besonders ärgerlich, wenn ich nur 2 min zum Bäcker will. und auf dem Rückweg das gleiche Spiel. Naja, zumindest mache ich das nicht erst an der Ampelkreuzung, um niemanden aufzuhalten 😉

    Beste Grüße und weiterhin viel Spaß!

    1. Hi, Sebastian!
      Es stimmt schon, dass es um Stendal einige Umgebungsstraßen gibt. Doch diese eine sieht man einfach sofort aus der Luft und ist im allgemeinen hin sehr markant, da sie scheinbar wirklich perfekt auf die Platzrunde zeigt^^

      Ich denke auch, dass früher oder später die nötige Praxis eingearbeitet ist, mal schauen wie sich das entwickelt 🙂 Die Mitfluggelegenheit steht natürlich für dich immer! Es wird mir eine Ehre und ein Vergnügen sein, dich neben mir zu begrüßen!

      Ja, man hat am Auto doch schon wesentlich mehr zu kontrollieren als an so einem Flugzeug ^^ (Ich kann übrigens sehr empfehlen auch den Füllstand des Treibstofftankes zu überprüfen ;)) Aber wenn man dadurch den Verkehr nicht behindert, ist es ja auch absolut kein Problem.

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