Am Flugplatz EDUA Stechow habe ich damals meine Theorieprüfung absolviert und bestanden. Wortwörtlich betrachtete ich den Platz heute aus einer ganz anderen Perspektive.
Heute habe ich meinen ersten Überlandflug unter der Zuhilfenahme eines digitalen Navigationswerkzeuges absolviert. Wie auch beim Autofahren kann man sich inzwischen das Navigationsgerät aus einem Flugzeug kaum wegdenken. Auch wenn man in der Flugschule lernt mit Karte, Zirkel und Winddreieck den exakten Kurs zu bestimmen und auch wenn es so definitiv möglich ist, habe ich heute erfahren wie angenehm es sein kann, eine Navigationsanwendung zu nutzen.
Sofern es keine Sperrgebiete gibt, durch welche man nicht durchfliegen darf, profitiert man als Flieger davon, immer den direkten Weg wählen zu können. Man kann also nicht von einer Straße abkommen oder so sehr vom Kurs abweichen, als dass es Gefährlich werden könnte (anders als beim Auto, wo ein Abweichen vom Kurs um wenige Meter nach links oder rechts schon oft mit hohen Konsequenzen verbunden ist.) Deshalb reicht es völlig aus, auf einer Karte die die Position des Flugzeuges erfassen kann und sich dementsprechend mitbewegt mit einem Strich zu markieren in welche Richtung geflogen werden soll, um das Ziel zu erreichen, welches man eingegeben hat. Außerdem bietet diese Software auch die Möglichkeit anzuzeigen, wie schnell man sich über Grund bewegt. Das Flugzeug selbst hat zwar auch einen Fahrtenmesser, aber der zeigt lediglich die Geschwindigkeit in der Luft an. Um den Unterschied zu erklären: Wenn man auf dem Boden steht und der Wind direkt von vorne kommt mit 20 km/h dann würde der Fahrtenmesser im Flugzeug 20 km/h anzeigen. Die Software hingegen ermittelt die Geschwindigkeit, mit der man sich nicht relativ zur Luft sondern zum Boden bewegt und zeigt demnach 0 km/h an. Anhand der Navigationssoftware lies sich auch schön erkennen, welche großen Auswirkungen der Wind auf unsere Reisegeschwindigkeit hat. Auf dem Hinweg nach Stechow hatten wir den Wind direkt von Vorn. Maximal 90 km/h haben wir erreicht, bei einer Fluggeschwindigkeit relativ zur Luft von 130 km/h higegen auf dem Rückweg war der Effekt genau andersherum. Mit über 170 km/h bewegten wir uns da über den Boden.
Bei all der Spielerei die so ein Gerät mit sich bringt darf man natürlich nicht vergessen, dass man sich hauptsächlich darauf konzentrieren sollte, was sich direkt vor einem Abspielt. Nicht nur, weil bei der perfekten Sicht heute, die Landschaft wunderschön und weitläufig zu erkennen war, sondern auch weil man immer nach Notlandemöglichkeiten Ausschau halten muss und sich im falle eines Ausfalls des Funkgerätes natürlich auch Navigationshilfen in der Landschaft suchen.
In der Nähe von EDUA Stechow hat mein Fluglehrer bei einem Freund sein zweites Flugzeug abgestellt. Der eigentliche Plan für heute war, dort vorbeizufliegen um den Drehzahlmesser auszutauschen. Der ist am Schulflugzeug nämlich kaputt gegangen. Fliegen ohne Drehzahlmesser ist möglich. Aber schwieriger. Während normalerweise ein Kontrollblick auf den Drehzahlmesser ausreicht um zu wissen, dass man den Motor nicht überlastet muss man so immer die Öl und Wassertemperatur im Blick haben. Wenn die nicht drastisch steigen, dann überhitzt auch der Motor nicht. Nichts worauf man sich nicht einstellen kann, wohl aber etwas was mehr Aufmerksamkeit verlangt.
Bereits in Magdeburg konnte mein Fluglehrer seinen Kollegen nicht erreichen, hoffte aber dass die Chancen besser stehen ihn zu erreichen, nachdem wir hingeflogen sind und es weniger Früh am Morgen ist. Leider hat sich das jedoch nicht bewahrheiten können. In Stechow angekommen, wurden auch weitere Anrufe nicht beantwortet. Die Freunde am Platz hatten leider auch keinen Drehzahlmesser, aber immerhin Caffee. Nach einem netten Gespräch mit den Piloten am Platz, die allesamt sehr freundlich und aufgeschlossen waren, machten wir uns wieder auf den Rückweg nach EDBM Magdeburg.
Aus nördlicher Richtung habe ich Magdeburg schon ein paar mal angeflogen, die Navigation fiel mir dabei deshalb auch wesentlich leichter. Beim Hinflug habe ich mich hauptsächlich an der Karte orientiert. Wenn man sich aber zehn Minuten vor Erreichen des Platzes ein paar Landmarken sucht, im Falle von Stechow ist das ein quadratisches Waldstück auf der Wiese vor dem Platz und eine Lücke in einer Baumreihe direkt vor der Piste, und sich diese Marken einprägt, hat man sich eine leichte Orientierungshilfe geschaffen, die bei jedem Anflug an diesem Platz von Nutzen sein wird.
Beim Flug nach Stechow sind mir viele Plätze aufgefallen, die ich bei meinen ersten Flügen nie wahrgenommen habe. Zum Beispiel auch der Flugplatz EDBG Burg, den ich beim ersten Flug nur mit großer Mühe erkennen konnte, war für mich eindeutig zu sehen. Ein gutes Gefühl, wenn man diese kleinen Erfolge auch wahrnehmen kann. Mein Auge schult sich.
Je nach dem wie das Wetter wird, werde ich am Mittwoch am Vormittag oder Nachmittag wieder fliegen können.
Bis dahin einen guten Flug all jenen, die bereits Piloten sind!
Schmuel
Bei dem Autor dieser Texte hat man den Eindruck, dass er im direkten Dialog mit seiner Leserschaft steht. Kaum macht man die vorsichtige Bemerkung, Bilder wären auflockernd für die Texte, ist dieser Vorschlag eingearbeitet. Und was für ein Effekt!
Vielen Dank für das positive Feedback! 🙂
Ich versuche stets den Lesekomfort zu optimieren, aber wie oft ich Bilder beisteuern kann bleibt natürlich für die kommenden Wochen weiterhin ungewiss.
Grüße!
Schmuel