Heute war “perfektes Flugwetter” – das bedeutet, dass heute alles flog, was nicht niet und nagelfest war.
So jedenfalls hat es sehr zutreffend mein Fluglehrer bezeichnet. Sein Sinn für Wortwitz findet bei mir natürlich Anklang. Schön, wenn es neben mir noch weitere Drehverwortler gibt.
Entsprechend der gegebenen Wetterlage sind wir heute nicht fliegen gewesen – das wäre wohl Lebensmüde gewesen – stattdessen befasst wir uns, ebenfalls passend zur Situation, mit dem Wetter im Rahmen der Meteorologie-Einheit der theoretischen Ausbildung. Vieles wurde dabei thematisiert: Wie man die aktuelle Wettersituation einschätzen und entsprechend den weiteren Verlauf des Wetters prognostizieren kann und wie (und wo) man die Informationen von Wetterkarten auslesen und interpretieren kann.
Gerade im UL-Bereich ist Meteorologie ein nicht zu unterschätzender Bestandteil der theoretischen Kenntnis. Denn alle UL-Flieger betreiben ausschließlich VFR-Flug (bedeutet: Sichtflug) wenn das Wetter ungünstig ist, es anfängt zu regnen, schneien oder schlimmeres. Oder wenn die Windstärke (so wie heute) überdurchschnittlich groß ist, sodass eine Steuerung des Flugzeuges unmöglich ist (UL’s verfügen über keinen Autopiloten) dann sollte man das am Besten bereits am Boden feststellen, bevor man los fliegt und nicht erst in der Luft, wenn einen der Wind hin und her schleudert, bis man in eine Wolke getrieben wird, die Orientierung binnen weniger Sekunden verliert und direkt in den Tod steuert.
Alles in Allem liegt es also auch in meinem Interesse, die Meteorologischen Bedingungen abschätzen zu können. So viel steht fest. An dieser Stelle bin ich auch ganz froh, noch zu den Schuljahrgängen zu gehören, die im Physikunterricht Thermodynamik behandeln durften (das Land Sachsen-Anhalt ist gerade dabei die Lehrpläne zu überarbeiten und hat im Rahmen dieser Handlung mal eben Thermodynamik aus der Oberstufe gänzlich gestrichen), denn diese Thematik spielt in der Meteorologie eine durchaus große Rolle, besonders das Verständnis über die Zusammenhänge zwischen Druck, Temperatur und Volumen eines Gases waren an dieser Stelle glücklicherweise bereits gegeben.
Nach etwa 3 oder 4 Stunden Meteorologie kam dann ein weiterer Schüler vorbei, praktisch ein Flugschulkamerade, der dann dem Unterricht beigewohnt hat. An dieser Stelle beendeten wir die Thematik der Meteorologie und begaben uns in die Sphären des “Menschlichen Leistungsvermögens” einer durchaus äußerst relevanten Thematik. Die Themen dieses Gebietes waren relativ selbsterschließend, sind deshalb allerdings nicht weniger wichtig. So ist es allgemein notwendig, dass man sowohl physisch als auch geistig über eine gewisse Vorbereitung und Aufnahmefähigkeit für jeden Flug verfügt. Klar ist, dass man als Pilot immer und in jedem Fall die volle Verantwortung für den Verlauf eines Fluges zu tragen hat. Man muss gut abschätzen, was man sich selbst, seiner Maschine und seinem eventuellem Passagier zutrauen kann und möchte. Vordergründig ging es heute dabei um das Leistungsvermögen der Psyche, also Stresssituationen und Aufnahmefähigkeit in verschiedenen Situationen. Beim nächsten mal wird in diesem Themengebiet dann im Besonderen das Körperliche behandelt.
Insgesamt ergab sich daraus heute ein recht langer Unterrichtstag mit insgesamt 6 Zeitstunden. Heute war demnach definitiv mein längster Tag, den ich allerdings – auch zu meinem Erstaunen – ohne weitere Konzentrationsprobleme überwunden habe.
Eine sehr gute Bilanz, die es weiterzuführen gilt. Bereits übermorgen habe ich meine nächsten Theoriestunden.
Bis dahin einen guten Flug all jenen, die bereits Piloten sind!
Schmuel