DIY Caraplane: Das fliegende Zelt

DIY steht für Do it yourself und meint zu Deutsch soviel, als dass das entsprechende Produkt von jeder Person selbst hergestellt werden kann. (An dieser Stelle ein herzliches Willkommen im Internet, an die Personen, die diese Erklärung notwendig hatten) Auch ein Caraplane, als allseits beliebtes Campingmobil lässt sich leicht selbst herstellen! Alles was man dafür benötigt sind Campingutensilien wie etwa Schlafsack und Isomatte sowie ein Flugzeug – Nicht mal das! Eine C22 reicht vollkommen aus!

Hier bin ich also wieder, am Flugplatz Uetersen/Heist.  Nächstes Wochenende findet in Wyk auf Föhr ein FlyIn statt. Thomas und ich wollen dabei sein. Mein Fluglehrer ist aktuell im Urlaub, deshalb entgeht mir durch den Besuch keine Flugstunde. Eine wichtige Voraussetzung.

Seit unserer Landung in Kunrau vor gut zwei Wochen ist die Frontscheibe des Luftspottgerätes vollkommen von Rissen übersät. Den notdürftig reparierten Vergaser hat Thomas direkt zu Rotax zur Reparatur geschickt. Übergangsweise fliegt er nun also mit einem Rotax-Leihvergaser. Immerhin, das muss man mal sagen, es ist nicht selbstverständlich, dass eine Aktion wie unser erster Überlandflug so unbeschreiblich Reibungslos ausklingt. Alle sind gut Zuhause angekommen und schweben bis zum heutigen Tag noch in wohligen Gedanken an dieses Ereignis. Dank des Leihvergasers kann sogar der Flugbetrieb der C22 ungestört weiter ausgeführt werden.

Nur die Risse der Frontschreibe sind lästig. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie schwer die Luftraumbeobachtung unter solchen Bedingungen sein könnten. (Wer sich daran erinnert: Der kleine Fleck auf der Frontscheibe) Man kommt nicht daran vorbei: Die Türen gehören ausgetauscht. Thomas hat schon welche anfertigen lassen. Sie sind sogar schon fertig: Heute wollen wir sie einbauen.

Ich selbst habe bisher wenig Gelegenheit gehabt oder genutzt, an Flugzeugen herumzuschrauben. Im Grunde ist heute also mein erster Tag unter Normalbedingungen. Die theoretische Prozedur des Austauschs von Türen scheint da etwas leichtfällig: alte Tür raus, neue Tür rein. So muss es laufen. In diesem Fall hat Thomas die alten Türen bereits entfernt. Wir bringen sie in die Werkstatt des Marktführers für Indie-C22-Bauteile in Uetersen: Zu Membino. Membino ist ein Start-up das sich auf den Bau und die Konstruktion von 3D Druckern und Flugzeugteilen spezialisiert hat. Letzteres jedoch eher inoffiziell. Glücklicherweise kennt Thomas beide Geschäftsführer von Membino sehr gut persönlich und wir erhalten Einlass und die Erlaubnis uns am Werkzeug zu bedienen.

Um die Montage der neuen Türen der C22 zu erleichtern, nehmen wir die alten als Vorlage der Bohrpositionen. Wenn man es hinbekommt, die Türen aufeinander zu fixieren, dann funktioniert das Bohren der Löcher recht unproblematisch. Bevor es dann mit den Werkzeugen und Schrauben aus Membinobeständen zum Hangar geht, kaufen wir noch ein paar Teile, die Membino nicht vorrätig hatte. Dazu auch einen Schlauch, mit welchem wir vorhaben den Überlauf des Vergasers so zu verlängern, dass er idealerweise nicht direkt auf die Frontscheibe führt sondern zum Schwanz des Flugzeuges.

Das Auto vollgeladen mit den Türen, dem Werkzeug und dem ganzen Rest geht es Richtung Flugplatz. Nun steht die Montage der Türen auf dem Plan. Besondere Vorsicht ist hierbei geboten. Eine sorgfältige Überlegung wo man anfängt, wie man sich voranrabeitet. Unser Tagewerk heute ist das Montieren einer Tür.  Die Montage der zweiten Tür haben wir auch bereits in Angriff genommen, beschließen jedoch damit Morgen erst fortzufahren.

Als wir den Hangar verlassen, ist der Flugbetrieb bereits geschlossen. Zurück bleibt eine leere Landebahn in der Abendsonne. Der Platz soll uns zum Abendessen dienen. Picknick auf der Landebahn, ein idyllischer Gedanke.

Am nächsten Morgen geht es direkt zum Flugplatz. Heute wollen wir auch die zweite Tür fertig montieren und zusätzlich den Überlauf des Vergasers nach hinten verlegen.

Das Montieren der Türen beinhaltet zudem auch noch das entwerfen einer Halterung dafür, dass die Türen richtig einrasten und sich verriegeln lassen. Einen Entwurf hierfür reichten wir gegen Mittag bei Membino ein, kaum dass wir vom Essen zurück kamen waren unsere Drucke auch schon fertig. Eine Meisterleistung. Mit den frischen Drucken geht es wieder zum Hangar. Anschrauben, Testen: Volle Begeisterung!

Nun der Überlauf: Die Aufgabe hierbei besteht, den Schlauch für den Vergaserüberlauf so zu legen, dass eine Brandgefahr ausgeschlossen werden kann. Er sollte nicht zu sehr thermisch belastet werden. Und fest sollte er sitzen, eben genau so, dass ein Gefahrenloser Flugbetrieb gewährleistet werden kann.

Als wir zufrieden mit unserer getanen Arbeit waren, als die C22 mit seinen tatsächlich durchsichtigen Scheiben in mir ganz kurz das Gefühl auslöste tatsächlich schön zu sein, war der Abend schon wieder heran gebrochen. Es ist ein sehr schmaler Pfad bei diesem Exemplar von Luftsportgerät. Sehr viel schöner – so habe ich das Gefühl, ohne mich zu schämen bei der C22 von Schönheit zu sprechen – kann so ein Flieger kaum sein.

Die Uhrzeit ermöglicht uns nur einen kurzen Testflug. Aber mit Nichten mindert das meine Laune. Im Gegenteil: Bereits die kleine Strecke, die wir bis zum Schließen des Platzes fliegen konnten, die Reine Durchsicht durch die neuen Scheiben, das Gefühl heute richtig etwas geschafft zu haben, auch dieser Abend mit Picknick auf der Landebahnmit der Gewissheit, Zeuge unserer Hände Arbeit sein zu können ist etwas bisher einzigartiges gewesen. Die Vorfreude auf den Start morgen Richtung Föhr steigt beständig.

Unter den Sitzen: Taschen. Davor am Boden festgesurrt: Das Tie-Down Kit. Zugelassen: Frei nach Schnauze.

Und so heißt es am nächsten Tag: Taschen packen und Flugzeug beladen. Das DIY-Caraplane! Wahrlich, wir haben die C22 zum fliegenden Zelt gemacht (Ein fliegendes Zelt hätte womöglich bessere aerodynamische Eigenschaften als die C22) Die Schlafsäcke kommen in den Fußraum, eine Isomatte und das Zelt werden hinter useren Köpfen festgesurrt. Für das Tie-Down-Kit müssen wir noch eine Halterung konstruieren.

Das schöne an der UL-Klasse ist, dass man viel selbst daran arbeiten darf. Verschiedene Teile im 3D-Drucker anfertigen wären für die Echo-Klasse undenkbar. Oder etwa vier Löcher in den Boden des Flugzeuges bohren um eine Halterung für ein Tie-Down Kit anzubauen? Das wohl auch nicht. Bei UL’s geht das allerding. Und das problemlos! Grund zu der Annahme, dass die Aerodynamik dadurch leide gibt es bei der C22 zum Glück nicht.

Zelt und Isomatte befindet sich hinter den Köpfen. Das sieht schon fast aus wie Musterzugelassen!

Unter den Sitzen ist gerade noch genug Platz für unser Gepäck und für eine Flasche Wasser. Damit ist die C22 vollgeladen und es kann losgehen! Ein schöner Anblick ist das, Fotos können das kaum wirklich dokumentieren. Da steht eine C22 und jeder denkbare Freiraum ist genutzt für Campinggerät. Herrlicher Gedanke, dass wir vorhaben damit in drei Wochen an den Bodensee zu fliegen!

 

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