Unter Crossover versteht man im Bereich der Medien das gemeinsame Auftreten von Figuren aus unabhängigen Handlungswelten. Beispielsweise wenn zwei Serien, die vorher unabhängig voneinander produziert worden, für eine oder mehrere Folgen den selben Handlungsstrang folgen und dabei die Charaktere beider Serien zusammen auftreten. In diesem Fall gibt es in meinem Fliegerdasein im weitesten Sinne ein Crossover mit dem von Thomas aus Hamburg.
Doch vor dem spannenden Crossover musste ich mich heute mal wieder mit Crosswind auseinander setzen. Die Landeübungsserie wird fortgesetzt. Es fällt mir immer etwas schwer nach den Übungen für den Blog meine neuen Erfahrungen zusammenzufassen. Denn die Übungseinheiten bleiben im Grunde die gleichen: Man startet, fliegt die Platzrunde ab, meldet sich entsprechend vor dem Aufsetzen und Durchstarten und der Prozess wiederholt sich. Eine Unterrichtseinheit fasst etwa zehn Landungen.
Warum muss man das so oft und so intensiv üben? Dass Landen eine schwierigere Angelegenheit ist, als beispielsweise das Parken mit dem Auto sollte meinen aufmerksamen Lesern inzwischen klar sein. Hauptsächlich liegt das an der Windkomponente: Der Wind ist nicht nur bei jedem Anflug anders als bei dem vorhergehenden sonder auch im Verlauf der 1km langen Piste steht der Wind an jeder Stelle anders. Es braucht etwas Übung um abzuschätzen, wie stark man auf den Wind reagieren muss, dass er das Flugzeug (und dessen Insassen) nicht von der Bahn schiebt. Die Technik, von welcher man an dieser Stelle gebrauch macht, habe ich an anderer Stelle bereits beschrieben. Bei den meisten Anflügen heute war es so, dass die Windkomponente im Endanflug zwar deutlich spürbar war, aber in Bodennähe nahezu neutral blieb. Dennoch bleibt neben dem Wind noch eine andere wichtige Herausforderung: Das richtige Abfangen.
Rechtzeitig – nach aller vorhandenen Möglichkeit – bevor man mit dem Propeller den Boden aufwühlt, zieht man am Höhenruder so, dass man möglichst Parallel zur Bahn steht und im Geradeausflug bleibt. Da man zu diesem Zeitpunkt bereits kein Gas mehr gibt, sinkt der Vortrieb und auch der Auftrieb des Flugzeuges und man kann beobachten, wie es die Nase wieder Richtung Boden bewegen will. In dem Moment, in dem das Flugzeug nach vorne kippt, zieht man wieder am Höhenruder, sodass es Parallel zur Bahn steht. Der Vor- und Auftrieb reduziert sich weiter. Diesen Vorgang wiederholt man so lang, bis das Flugzeug auf dem Boden aufsetzt und rollt. Dann ist man gelandet. Was in der Theorie recht einleuchtend und vielleicht sogar einfach klingt, braucht in der Praxis ein gewisses Feingefühl. Es ist eine Frage des richtigen Abschätzens, dass man erstens nicht zu früh und zweitens nicht zu spät mit dem Abfangen anfängt. Ist man zu früh, kommt man womöglich nicht bis zur Halbbahnmarkierung auf den Boden oder – noch schlimmer- man hat zu früh so wenig Geschwindigkeit, dass man durchsackt und sehr sehr unbequem auf dem Boden aufkommt. Ist man zu spät….. wird es teuer – und unter Umständen sogar Lebensgefährlich. Will man beides nicht.
In meinem Fall ist es aktuell noch so, dass ich mit dem Abfangen immer etwas zu früh bin. Einfach aus Vorsicht, nicht in den Boden zu fliegen. Das zu frühe Abfangen kann aber genauso zur Gefahr werden. Das aktuelle Ziel bei den kommenden Stunden wird also sein, dass ich mich traue mit dem Abfangen etwas länger zu warten. Ich muss mich an die Perspektive und Position gewöhnen, an welchem Punkt ich damit Anfange abzufangen.
Einige Punkte der letzten Stunde konnte ich heute bereits teilweise Umsetzen. Das ziehen am Höhenruder im normalen Geradeausflug habe ich deutlich zurückgenommen. Und die Kurven nehme ich inzwischen auch sauberer. Wichtig ist nur noch, dass ich permanent auf die Geschwindigkeit achte um sie zum Aufbau von Höhe zu nutzen. Es ist wichtig, sich um solche Punkte bewusst zu werden, dass man sie in den kommenden Stunden konzentriert bearbeiten kann. Ich bin optimistisch dass mir dies auch weiter gelingen wird.
Heute hatte ich neben dem Flugunterricht noch einen weiteren fliegerischen Termin in Magdeburg. Thomas, ein Leser meines Blogs und selbst Flieger, hatte mich bereits im Mai per E-Mail angeschrieben und eine tolle Mitfluggelegenheit angeboten. Gemeinsam Planen wir einen Ausflug nach Boll zum dortigen Fly-In am 25. und 26. August diesen Jahres. Nach einem bereits sehr ausgiebigem Austausch via E-Mail und einem Telefonat haben wir uns verabredet, auf dass wir uns in Magdeburg mal persönlich kennenlernen können. Thomas kommt aus Hamburg, nach Magdeburg ist er bereits gute 2 1/2 Stunden geflogen. Mit langen Flugreisen hat er bereits Erfahrung: Auf seiner Homepage D-KUBA.de berichtet er von einer Reise mit einem Motorsegler quer durch Europa. Eine absolute Empfehlung!
Thomas ist mit seinem Flugzeug, einer Comco Ikarus C22 (dem Vorgänger meines Schulungsflugzeuges) nach Magdeburg geflogen. Wir haben uns im Flugplatzrestaurant Papa Razzi sehr gut Unterhalten über seine und meine Flugerfahrung und wie wir den Weg zur Fliegerei gefunden haben. Ein durchaus sehr interessanter Austausch ist daraus entstanden und auch mein erster Kontakt zu einem Fliegerkollegen, den ich noch nicht durch meine Freunde und Familie oder durch meine Ausbildung in der Flugschule knüpfen konnte. Es ist für mich immer wieder schön zu erleben, wie sehr die gemeinsame Leidenschaft für die Fliegerei zusammenschweißen kann. Eine zuvor komplett fremde Person, die man erst nur über das Internet kennt wird durch die Fliegerei zu einem echten Kameraden.
Ebenfalls neu für mich war, dass ich heute zum ersten mal in meinem Leben in einer anderen Flugmaschine als der C42 saß. Auch wenn die C22 die Vorgängermaschine war und ich viele Instrumente und den generellen Aufbau wiedererkennen konnte, war es doch sehr interessant eine neue Perspektive auf die Fliegerei zu erleben. Nachdem ich mir die Maschine von außen und innen gut beschauen habe, lud mich Thomas noch zu einem kleinen Rundflug in der C22 ein, damit ich ein Gefühl für die Flugeigenschaften entwickeln kann und vor allem abschätzen kann ob ich wirklich eine Reise bis nach Boll durchstehen kann bzw mindestens möchte. Hierzu kann ich nur sagen, dass mir der Flug sehr viel Spaß gemacht habe und ich mich durchaus auf den Ausflug nach Boll freue. Aus der C22 hat man eine viel bessere Rundumsicht. Beispielsweise, weil die Türen komplett aus Plexiglas aufgebaut sind, fühlt man sich viel freier in der Luft und kann besser aus den Fenstern auch zum Boden schauen. Auch wenn die C22 ein kleinwenig enger als die C42 ist, muss ich sagen, dass sie sich durch die gute Aussicht viel weiter anfühlt. Ein tolles Erlebnis!
Man darf natürlich nicht unterschlagen, dass eine Reise nach Boll dennoch anstrengend werden kann: Thomas kommt aus Hamburg, Boll liegt in der nähe vom Bodensee. Von Magdeburg aus sind es also noch ein paar Stunden zu fliegen. Ich denke aber, dass sich hier eine einmalige Möglichkeit für mich bietet: Ein solcher Ausflug, einmal quer durch Deutschland bietet sich viele interessante Perspektiven. Auch die Möglichkeit in Boll weitere Fliegerkollegen kennenzulernen lockt ungemein. Es ist im Grunde eine absolut tolle Sache und ich freue mich sehr auf den Ausflug.
Bis dahin werde ich natürlich fleißig an der eigenen Flugpraxis arbeiten und keine Gelegenheit zum Unterricht verpassen. Ich wünsche einen guten Flug all jenen, die bereits Piloten sind!
Schmuel
Extra, Extra, Extra!
Heute, sehr spät Abends flogen (ja wörtlich!) mir ein paar Gedanken durch den Kopf die ich zu einem Gedicht über die Fliegerei vereint habe:
Die Flieger
Den Wind in den Streben die Nase nach oben
so ziehen die fliegenden Leute mit Wehmut zum Himmel
als wär’ es ihr Leben und letztlich ihr friedliches Omen;
Sie schauen herunter auf Wälder und Feld,
sie schauen auf grünende Wiesen.
Sie sehen das schönste Antlitz der Welt,
sie sehen es ungehemmt sprießen;
Und fliegt der Mensch nicht, so fliegt sein Gedanke: Er denkt sich in den Äther.
Dort gibt’s kein Gericht und auch keine Schranke. So ging schon der Traum unsrer Väter
Den Stolz in der Miene, den Glanz in den Augen,
so zeigen sich alle Piloten in Gedanken am Himmel
weit ohne Routine sie wollen den Winden lauschen.
Sie hören ihn flüstern vom schweigenden Trost,
er flüstert vom endlichen fliegen.
Sie legen sich der Luft in den Schoß,
die Welt wird dem Äther erliegen.
Sie sichickt eine Lust, die muss man verstehen: Sie fühln’ sich im Himmel geborgen.
Dem Himmel ein Kuss, den können sie geben. Und fliegen sie heute so tun sie’s auch morgen.
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